In unserem neuesten Blog-Beitrag erzählen wir euch, wie die ausführende Baufirma Heinrich Bau dieses architektonische Meisterwerk mit viel handwerklichem Geschick, Innovationskraft und dem richtigen Schalungsmaterial umgesetzt hat.

Bei diesem außergewöhnlichen Einfamilienhaus mit einer Nutzungsfläche von rund 300 m² besteht die Sichtbetonanforderung nicht nur an einzelne Wände – quasi als architektonisches Highlight – vielmehr gilt diese für das gesamte Gebäude: Sowohl Innenwände als auch Zwischendecken, Dachschrägen, Pfeiler, Vorsatzschale und Balkon waren in weißem Ortbeton mit höchsten Anforderungen an die Oberfläche herzustellen.

Sichtbeton hoch 3

Neben den Vorgaben an die Oberflächenqualität (bzgl. Porigkeit, Elementstöße, Schalungsklasse/Beplankung, Arbeitsfugen, Ankerraster) bestand zudem die Anforderung an einen reinweißen, makellosen und farbgleichen Beton für das gesamte Bauwerk. Die hohe Sichtbetonqualität war auch bei verschiedenen Betonkonsistenzen und Wetterbedingungen sicherzustellen. Die perfekte Arbeitsvorbereitung war der Schlüssel zum Erfolg dieses Projekts: Mehrmals erfolgten Bemusterungen mittels Mockups. Anhand dieser Versuchsbetonagen wurden Farbton und Oberflächenqualität freigegeben.

Die beengten Platzverhältnisse steigerten die Schwierigkeitsstufe weiter. Die Schalungselemente wurden im kleinen Arbeitsraum zwischen Gebäude und Baugrubensicherung fertig zusammengebaut, mit Dokaplex-Platten belegt und dann in einem Stück mit Hilfe des Krans in die jeweilige Position gehoben. Da jeder Betonierabschnitt eine andere Dimension hatte, wurde die Schalung immer nur für einen Einsatz zusammengestellt. Das alles stellte höchste Anforderungen an die Baustellenmannschaft und das verlässlich gelieferte Schalungsmaterial von Doka.

How to: Schalen der weißen Wände

© Heinrichbau

Für eine möglichst glatte Sichtbeton-Oberfläche belegte die Baustellenmannschaft die Rahmenschalungen Framax und Alu-Framax mit der hochwertigen Sperrholzplatte Dokaplex mit Phenolharz-Filmbeschichtung. Die Dokaplex-Belegung wurde mit Zementschlämme vorbehandelt, um das Saugverhalten der Platten zu optimieren, was die Farbgleichheit des Betons begünstigte. Die Schalungsplatten kamen jeweils nur einmal zum Einsatz. Aufgrund des vom Architekten vorgegebenen Fugenbildes mussten die Platten so ausgerichtet werden, dass die Plattenstöße immer in einer Linie an angrenzende Bauteile übergehen (z.B. von vertikalen Wänden auf schräge Decken). Diese Anforderungen betrafen ebenso die Arbeitsfugen zwischen den einzelnen Betonierabschnitten.

Um sicher zu stellen, dass die Fugenstöße von den untersten Geschossen bis zu den Dachschrägen in einer Linie zusammenlaufen, wurden die Übergänge der Plattenstöße von Bauteil zu Bauteil mit Lasern projiziert und immer wieder nachkontrolliert.

Die Wände setzen sich im Allgemeinen aus einer 28 cm breiten tragenden Wand, einer 12 cm starken Zwischendämmung und einer 12 cm starken Ortbeton-Vorsatzschale zusammen. Die Innenseite der Innenwand, sowie die Außenseite der Vorsatzschale waren als Sichtbeton auszuführen. Alle Einbauten wie Elektroinstallationen, Heizung, Klima, Lüftung, Sanitär, Regenfallrohre, Fenster und Aussparungen mussten in dieser 52 cm starken Wand untergebracht werden.

Die Ausführung der Wände gestaltete sich als sehr aufwändig und erforderte höchste Kompetenz beim Schalungsbau sowie beim Einbringen und Verdichten des Betons. Weil das Gebäude zu 2/3 eingeschüttet ist und von beiden Seiten Erddruck wirkt, war die Bewehrungsdichte mit 375 kg Bewehrung je m³ Beton sehr hoch. Der eingesetzte, sehr flüssige Beton führte wiederum zu einem hohen Betondruck, der genau überwacht werden musste. Dafür setzte die Baustellenmannschaft während der Betonage das Ankerlast-Anzeigegerät ein.

How to: Schalen der weißen Decken

Beinahe noch anspruchsvoller als die Herstellung der komplexen Wände in Sichtbetonqualität, war die Betonage der Deckenflächen, die ebenso als Sichtbeton ausgeführt wurden. Die Plattenstöße mussten, wie bereits erwähnt, von der Wandschalung nahtlos in die Stöße der Decke übergehen. Ebenso wurden Einbauteile (z.B. Lichtleisten) exakt nach den Verläufen der Plattenstöße ausgerichtet und verbaut.

Deckenschalungen sind vor dem Betonieren naturgemäß noch zusätzlichen störenden Einflüssen ausgesetzt, wie z.B. Verschmutzungen durch Fußabdrücke oder Staub, stehendes Wasser bei Niederschlag, welches zum Aufquellen der Platten im Randbereich führen kann oder Rost von der Bewehrung. Um diese Bedrohungen zu minimieren, setzte die ausführende Baufirma Heinrich Bau auf eine verzinkte Bewehrung. Die Schalung wurde immer mit Folie abgedeckt, die erst kurz vor dem Betonieren entfernt wurde.

Für die Herstellung der Dachkonstruktion und der Stiegenhausdecke mussten insgesamt sechs Deckenabschnitte mit verschiedenen Neigungen zwischen 21° und 30° betoniert werden. Der Einsatz einer Konterschalung war nicht möglich, weil auf der Deckenuntersicht keine Ankerstellen zu sehen sein durften. Außerdem hätte sich die Verwendung eine Konterschalung negativ auf den Betoneinbau und die Verdichtungsmöglichkeiten ausgewirkt.

Der Herausforderung „Schräglage“ stellte sich Heinrich Bau wieder mit Innovationsgeist & Kreativität: Um ein Abrutschen des Frischbetons auf den schrägen Decken zu verhindern, wurden Streifen von Streckmetallgitter in die Bewehrung eingebaut. Das Ergebnis spricht für sich! Makellose und porenfreie Untersichten bei den schrägen Decken, der Farbton entspricht exakt dem der vertikalen Bauteile. Wenn die Herstellung von ebenen Deckenflächen in Sichtbeton schon eine Kunst war, dann war die Herstellung der schrägen Sichtbeton-Decken die Königsdisziplin!

Ich sehe was, das du nicht siehst

Beim Bauvorhaben Austrian House kam der Betonreifecomputer Concremote von Doka bei jedem Betonierabschnitt zum Einsatz. Decken- und Wandsensoren haben dabei permanent die Temperatur im Beton erfasst und daraus die Druckfestigkeit der Betonstruktur berechnet.

Der Wand-Messfühler für den Kabelsensor wird direkt an der Schalung montiert und gemeinsam mit der Schalung umgesetzt. Der Deckensensor wird nach dem Abziehen des Betons auf der Oberfläche des Frischbetons platziert. Durch den Einblick in den Entwicklungszustand des Betons hatte die Baustellenmannschaft Sicherheit bei der Entscheidung, wann ausgeschalt werden kann, ganz wichtig bei winterlichen Wetterbedingungen und Minusgraden.

Aufgrund eines plötzlichen Wintereinbruchs musste sogar ein gerade im Bau befindlicher Bauteil komplett eingehaust und mit Heizkanonen beheizt werden. Zum anderen waren die fundierten Daten aus dem Betonbauteil gerade unter den ungünstigen, wechselnden Bedingungen eine wichtige Unterstützung zur Erreichung des einheitlich reinweißen Sichtbeton-Farbtons. Concremote dokumentiert die Messergebnisse, die 24/7 im Portal abrufbar sind, automatisch.

Obwohl ich Concremote schon kannte, habe ich den Nutzen dieser Messtechnik erst im Laufe des Projektes live erlebt. Besonders bei niedrigen Temperaturen konnten wir dank der Reifemessung des Betons zuverlässig den perfekten Ausschalzeitpunkt bestimmen und somit ein einheitliches Sichtbeton-Ergebnis beim kompletten Bauwerk sicherstellen. 

ING. CHRISTOPH ENDLICHER
Bauleiter, Heinrich Bau GmbH


Keinesfalls schwarz auf weiß

Was mit so großem Aufwand hergestellt wurde, muss natürlich auch nach dem Ausschalen geschützt werden. Um die Weißbetonflächen bis zur Fertigstellung des Projektes vor äußeren Einflüssen wie Witterung oder Berührung zu schützen, wurden diese eingehaust. Entscheidend war auch, alle am Projekt beteiligten Gewerke mehrmals auf die Wichtigkeit des Schutzes der Sichtbetonflächen hinzuweisen. Nur so lassen sich Beschädigungen, Verfärbungen und Flecken vermeiden. Die Ankerlöcher im Beton wurden mit Faserbeton-Stopfen aus Weißzement verschlossen und final verspachtelt.

Mit seiner klaren, zeitgenössischen Ästhetik und dem Zusammenspiel von Form, Farbe und Funktion ist das Einfamilienhaus ein strahlendes Beispiel für spannende Architektur und handwerkliches Geschick! Die ausführende Baufirma Heinrich Bau ist einige Sonderwege gegangen, um den anspruchsvollen Plan makellos in die Realität umzusetzen. Akribische Vorbereitung sowie größte Sorgfalt in der Ausführung und ein hohes Maß an handwerklichem Geschick des Baustellen-Teams sorgen dafür, dass das Austrian House eine makellose, weiße Weste hat.

Die Herausforderung

Der gesamte Betonbau mit seiner anspruchsvollen Formgebung war in weißem Sichtbeton mit fortlaufendem Fugenbild herzustellen und das bei sehr beengten Platzverhältnissen.

Die Lösung

Das ausführende Bauunternehmen holte mit handwerklichem Geschick und größter Sorgfalt das Beste aus der Schalung heraus.

Fakten

Projekt: Einfamilienhaus mit Sichtbeton
Ort: Zell am See
Bauzeit: 04/2021 – 12/2022
Bauausführung: Heinrich Bau GmbH (5651 Lend)


Produkte & Dienstleistungen im Einsatz: Rahmenschalung Framax Xlife, Rahmenschalung Alu-Framax, Schalungsplatte Dokaplex, Betonmonitoring Concremote



Weitere Tipps und Tricks zur Herstellung von einwandfreiem Sichtbeton erläutern wir im Blogbeitrag:
>> Rezept für einwandreien Sichtbeton

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